Generationenstudie

Zukunft gemeinsam gestalten

Geld allein reicht nicht - der Hebel liegt im Verhalten

Die Klimaneutralität bis 2045 lässt sich allerdings nicht „kaufen“. Geld beeindruckt die Klimawandel nicht. Vielmehr braucht es Verhaltensanpassungen von jeder und jedem Einzelnen. Beispiel Energieverbrauch: Der direkte Energieverbrauch der Bevölkerung geht größtenteils auf das individuelle Mobilitätsverhalten und das Heizen von Wohngebäuden zurück.

  • 15 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen stammen aus dem Personenverkehr (Stand 2019 „ohne Coronaeffekte“). Allein der Straßenverkehr in Deutschland verursacht damit mehr Emissionen als Dänemark und Schweden zusammen.
  • Rund 11 Prozent der Gesamtemissionen entstehen beim Heizen von und durch die Warmwassernutzung in privaten Wohngebäuden.

Damit machen die direkt beinflussbaren Emissionen der Bevölkerung über ein Viertel der Gesamtemissionen in Deutschland aus. Zukünftige Investitionsentscheidungen, etwa die Wahl der Heizung durch Eigentümer:innen oder die Antriebswahl beim Autokauf haben einen entsprechend großen Hebel. Auch Änderungen des alltäglichen Konsum- und Nutzungsverhaltens machen einen Unterschied – nicht nur in Zeiten der geopolitisch bedingten Gasknappheit.


Nachhaltiger leben ja – aber das eigene Verhalten ändern?

Die Brisanz des Themas scheint beiden Alterskohorten sehr bewusst zu sein. Doch was sind die Personen bereit, in ihrem Alltag zu tun, um die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen? In der R+V Generationenbefragung 2022 wurden die Befragten gebeten, verschiedene Möglichkeiten für nachhaltiges Verhalten im Alltag zu beurteilen. Bei den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen und den älteren Personen sind dabei die Top 4 Verhaltensweisen gleich. Am häufigsten zeigt sich nachhaltiges Verhalten darin, dass weniger Lebensmittel bzw. Essen verschwendet, im Haushalt Wasser und Energie gespart, weniger Müll produziert und auf Plastiktüten verzichtet wird. Allerdings zeigt sich überraschenderweise, dass die älteren Personen bei ihrer Selbsteinschätzung sehr viel häufiger angeben, dieses Verhalten auszuüben.

Auch bei vielen weiteren Punkten scheinen sich die älteren Personen nachhaltiger zu verhalten als die jüngeren. Dies spiegelt sich beispielsweise wider beim

  • Verzicht auf Flugreisen 34 % | 49 %
  • Kauf von Produkten aus der Region oder biologischem Anbau 23 % | 29 %
  • Bezug von grünem Strom 21 % | 30 %.

Bei einigen Themen zeigt sich hingegen ein etwas nachhaltigeres Verhalten bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, vor allem beim Verzicht auf das Automobil. Stattdessen werden eher öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad genutzt oder Wege werden zu Fuß zurückgelegt (44 % | 31 %). Dies kann zum Teil durch die bessere Körperfitness der jungen Menschen, zum Teil durch die hohen Anschaffungs- und Unterhaltskosten eines Autos und damit Einkommensunterschiede erklärt werden. Etwas nachhaltiger sind die Jüngeren zudem beim Second-Hand-Kauf (23 % | 18 %) und dem Verzicht auf Fleisch (34 % 32 %).

Das Bild der jungen Generation, die sich stärker als die ältere Generation für den Klimaschutz einsetzt, bildet sich demnach in der R+V Generationenbefragung 2022 nicht eindeutig ab.

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Scheitert Klimaschutz am Geldbeutel?

Allerdings ist „klimagerechtes Verhalten“ immer auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Entsprechend zeigen Personen, die nach eigenen Angaben gut oder sehr gut mit ihrem Geld auskommen, eine höhere Bereitschaft zu Verhaltensanpassungen. Bestimmte Verhaltensweisen, wie der Bezug von Ökostrom oder der Kauf von regionalen Produkten können auf mögliche Einkommensunterschiede zurückgeführt werden, die mit dem Alter korrelieren. Und manches Verhalten ist schlicht eine Frage der „Position im Lebenszyklus“. Denn womöglich fällt es der Babyboomer-Generation leichter auf Flugreisen zur verzichten, da sie in der Vergangenheit bereits häufig reisen konnte.

Trotz der verschiedenen Ansatzpunkte für nachhaltigeres Verhalten im Alltag und der Einordnung des Umwelt- und Klimaschutzes als Thema von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, ist die tatsächliche individuelle Zahlungsbereitschaft eher gering. Fast die Hälfte der Befragten beider Generationen tendieren in Richtung der Aussage, dass Umweltschutz nicht zu starken Preissteigerungen führen sollte, jeweils knapp ein Viertel ist in dieser Frage unentschieden:

  • Umweltschutz darf nicht dazu führen, dass die Preise zu stark steigen. 47 % 46 %
  • Für Umweltschutz sollte jeder bereit sein, mehr zu zahlen: 31 % | 33 %

Unter dem Strich macht die Generationenstudie deutlich, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine große Lücke besteht. Verhaltensänderungen müssen nicht nur ins Bewusstsein der Menschen rücken, sondern schnellstmöglich in die Umsetzung. Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, aber Wirtschaft und Gesellschaft, jeder und jede Einzelne müssen handeln. Weiter so ist keine Option.

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