Generationenstudie

Zukunft gemeinsam gestalten

Gut versorgt ins Alter? – Was die Herausforderungen der Altersvorsorge in einer alternden Gesellschaft sind

Dass die Themen der sozialen Sicherung, allen voran die Altersvorsorge, sowohl für die jüngeren als auch für die älteren Befragten höchste Priorität haben, zeugt von einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis in beiden Generationen. Dabei sind die Altersgruppen höchst unterschiedlich von den künftigen Entwicklungen betroffen. Denn die drohende Schieflage der umlagefinanzierten Sozialsysteme, häufig auch als Generationenvertrag bezeichnet, bedeutet vor allem für die Generation Z höhere Einzahlungen bei weniger Leistungen.

Rente ist Zukunftsthema Nummer 1

Über 70 Prozent der Babyboomer und mehr als jede:r zweite Jugendliche nennen Altersvorsorge als wichtigstes Zukunftsthema. Der Unterschied zwischen den Generationen beträgt damit zwar rund 20 Prozentpunkte, sollte aber nicht so interpretiert werden, dass die Generation Z ein grundsätzlich geringeres Interesse am Thema „Rente“ hat – gleiches gilt im Übrigen für „Gesundheit und Pflege“. Vielmehr ist zu vermuten, dass die unterschiedliche hohe Bewertung auf die jeweilige Position der Befragten im Lebenszyklus zurückzuführen ist. Während die älteren Menschen kurz vor dem Renteneintritt stehen und mit zunehmendem Alter gesundheitliche und pflegerische Versorgung naturgemäß an Bedeutung gewinnen, trennen Jugendliche noch Jahrzehnte vom Ruhestand und die biologische Verfassung lässt eine gewisse Sorglosigkeit mit Blick auf die Gesundheit und Pflegebedürftigkeit zu. Insofern gilt im Gegenteil: die hohe Gewichtung der Themen durch die Generation Z, vor dem Klimawandel, der Digitalisierung und zukunftssicherer Bildung, ist ein deutliches Votum für den Wunsch nach sozialer Sicherheit.

Soziale Sicherung an den Wandel anpassen

Ob die sozialen Sicherungssysteme diesen Wunsch in ihrer aktuellen Form langfristig noch erfüllen können, ist angesichts der vielfältigen Herausforderungen ungewiss. So fordert nicht nur die Alterung der in Deutschland lebenden Bevölkerung die umlagefinanzierten Sicherungssysteme heraus. Auch die Globalisierung und der technologische Fortschritt lassen fraglich erscheinen, ob die derzeitige institutionelle Struktur und die Finanzierungssystematik zu den Veränderungen passen. Die Digitalisierung verändert Arbeitswelt und Beschäftigungsformen, das „Normalarbeitsverhältnis“ verliert dabei unter Umständen seine Rolle. Gleichzeitig bieten sich technologisch neue Möglichkeiten, um den Herausforderungen der Zukunft, vor allem des demografischen Wandels, zu begegnen.

In der Vergangenheit hat sich das System stets als wandlungsfähig erwiesen. Unzählige Reformen und Gesetze zeugen von politischem Gestaltungswillen – mit Blick auf den Aspekt der Generationengerechtigkeit und der Nachhaltigkeit in der Finanzierung allerdings mal mehr, oft weniger erfolgreich. So belasten die Rente mit 63, die Mütterrente und die doppelten Haltelinien einseitig jüngere Menschen und zukünftige Generationen.

   Noch zahlen 3 Erwerbstätige eine Rente…

Den Ergebnissen der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zufolge werden im Jahr 2040 rund 33 Prozent mehr über 66-Jährige und rund 11 Prozent weniger 20- bis 66-Jährige in Deutschland leben als heute. Die rechnerische Anzahl der 20- bis 66-Jährigen je einer bzw. einem über 66-Jährigen reduziert sich damit von aktuell 3,1 auf 2,1 im Jahr 2040.

Quelle: Statistisches Bundesamt 2022

Dem Generationenvertrag schwindet das Fundament

Die umlagefinanzierte Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ist nach wie vor die wichtigste Säule der Alterssicherung in Deutschland. Im Zuge des demografischen und gesellschaftlichen Wandels gerät sie allerdings zunehmend unter Druck. Nach dem Prinzip des Umlageverfahrens finanziert stets die junge (erwerbstätige) Generation mit ihren Beitragszahlungen die Rentenleistungen der alten (vormals erwerbstätigen) Generation. Die junge Generation erwirbt dabei ihrerseits das Versprechen, im Ruhestand von der nachfolgenden Generation versorgt zu werden.

Dieser implizite Generationenvertrag funktioniert solange, wie das Verhältnis von Beitragszahler:innen und Rentenempfänger:innen ein angemessenes Verhältnis von Zahllast und Versorgungsleistung ermöglicht. Zwei zentrale Veränderungen können das Umlageverfahren somit aus dem Gleichgewicht bringen: Fehlende Nachkommen und eine längere Verweildauer im Ruhestand. Für die deutsche Bevölkerung treffen beide Aspekte zu. Die Geburtenrate ist seit den 1970er Jahren konstant niedrig, während die Lebenserwartung und damit die Rentenbezugsdauer stetig zunehmen.

Dabei ist der Begriff „Generationenvertrag“ ein Euphemismus, da es sich nicht um einen Vertrag handelt, den zwei Parteien einvernehmlich schließen, sondern eher um eine politisch legitimierte Zwangsmitgliedschaft. Dabei sind die Möglichkeiten der „Kündigung“– zumal in einer alternden Gesellschaft mit sich entsprechend verschiebenden Mehrheitsverhältnissen – begrenzt.

Die Alterung verschiebt auch die gesellschaftlichen Machtverhältnisse

Um der Verschiebung der Machtverhältnisse in einer alternden Gesellschaft entgegenzuwirken und der jungen Generation mehr Gehör zu verschaffen, könnte das Wahlalter (auch im Bund) auf 16 Jahre gesenkt werden. In vier Bundesländern (Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen) ist das für die Landtagswahlen bereits möglich, auf kommunaler Ebene erlauben sieben weitere Bundesländer die Wahl mit 16. Die Generation Z ist in dieser Frage allerdings gespalten. In der Generationenbefragung liegt die Zustimmung bei 48 Prozent, während 52 Prozent eher nicht dafür stimmen. Die Babyboomer haben hier eine deutlich klarere Position und lehnen das Wahlrecht ab 16 Jahren mit großer Mehrheit (76 %) ab. Differenziert man die Antworten nach Bildungsstand (und nicht nach Alter) nimmt die Zustimmung zu dieser Idee mit dem Bildungsniveau zu, gleichwohl bleibt es mehrheitlich bei einer deutlichen Ablehnung (58-71 %).

23 degrees

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