Generationenstudie

Zukunft gemeinsam gestalten

  Rentenverlierer ab Jahrgang 1991

Die Geburtsjahrgänge 1991 und jünger sind die Verlierer der doppelten Haltelinien. Sie müssen über ihr gesamtes Erwerbsleben hinweg mit höheren Steuerzahlungen die ausbleibenden Beitragssatzsteigerungen und Rentenniveaukürzungen der Jahrgänge 1990 und älter ausgleichen. 

Quelle: Prognos 2018

Generationengerechte Gestaltung der Rentenpolitik?

Auch für den Zeitraum nach 2025 sind weiterhin doppelte Haltelinien in der politischen Diskussion. Auf den ersten Blick scheint eine solche Stabilisierung der Beiträge und Leistungen für alle Generationen transparent und fair. Leider nur auf den ersten Blick. Denn bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass mehr Leistung für weniger Geld nicht möglich ist. Die steigenden Ausgaben für die wachsende Zahl an Rentner:innen müssen – sofern sie nicht aus Beitragsmitteln bezahlt werden – über Steuern oder neue Schulden finanziert werden. 

Haltlose Haltelinien

Durch die Haltelinien kommt es nach 2025 zu einer spürbaren Umverteilung zwischen den Generationen. Würden die Haltelinien über 2025 hinaus verlängert, gewinnen die Geburtsjahrgänge 1990 und älter. Diese Jahrgänge profitieren über ihre Lebensdauer in vollem Umfang von der Fixierung des Rentenniveaus, tragen jedoch nur in geringem Umfang zur Finanzierung des höheren Leistungsniveaus bei. Dies gilt insbesondere für die heutigen Rentnerjahrgänge, aber auch für die Babyboomer-Jahrgänge, die kurz vor dem Renteneintritt stehen.

Die Verlierer einer doppelten Haltelinie im Zeitraum nach 2025 sind die Geburtsjahrgänge 1991 und jünger. Diese Jahrgänge müssen über ihr gesamtes Erwerbsleben hinweg mit höheren Steuerzahlungen für die Anhebung sowohl ihrer eigenen Renten als auch der Renten der älteren Generationen aufkommen. Die Generation Z sollte demnach keinerlei Interesse an einer Fortschreibung der Haltelinien haben. Zudem beträfe die verlängerte Haltelinie zukünftige Generationen, da erhebliche Lasten in die Zukunft verschoben werden.

Reformoptionen im demografischen Wandel

Eine Möglichkeit mit direkter Wirkung besteht in einer weiteren Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters nach 2029, da mit dieser Maßnahme der Effekt der weiter steigenden Lebenserwartung und länger werdenden Rentenbezugsdauer gedämpft werden könnte. Diese Option ist politisch allerdings vorerst „vom Tisch“, obwohl aus wissenschaftlicher Sicht ohne Zweifel wirksam. Eine Koppelung der Regelaltersgrenze an die fernere Lebenserwartung würde die Frage des passenden Ruhestandsalters zudem aus der gesellschaftspolitischen Diskussion nehmen und durch eine transparente Regel ersetzen. Diese würde die Lasten der Alterung zwar nicht kompensieren, aber durchaus eine spürbar dämpfende Wirkung auf die Beitragssatz- und Rentenniveauentwicklung haben.

Andere Reformvorschläge, die im Sinne einer punktuellen Stabilisierung dem Rentensystem dienen sollen, zielen auf eine Verbreiterung der Beitragsbasis ab, etwa durch Einbeziehung weiterer Einkommensarten oder durch die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Der Aufbau einer Demografiereserve wurde bereits vielfach diskutiert, kommt aber mittlerweile zu spät, um im anstehenden Alterungsprozess noch einen signifikanten Beitrag der Babyboomer-Generation einzusammeln. Zur Reduzierung des Armutsrisikos im Alter wird die Einführung von Freibeträgen bei der Grundsicherung im Alter angeregt, was im Vergleich zu Konzepten wie der Lebensleistungsrente keine negativen Arbeitsanreize setzt. Grundlegenderer Natur ist der Vorschlag einer Erwerbstätigenversicherung. Die Einbeziehung aller Erwerbstätigen in ein gemeinsames Rentensystem sollte allerdings nicht in der Hoffnung auf eine nachhaltigere Finanzierung angestrebt werden, sondern vielmehr mit Blick auf die strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt.

Unter dem Strich gilt jedoch: Der demografische Wandel lässt sich nicht wegreformieren. Diverse Stellschrauben können jedoch helfen, die Herausforderungen der alternden Gesellschaft auf möglichst viele Schultern zu verteilen und den Generationenvertrag der Rentenversicherung verlässlicher zu gestalten. Hier sollten die Generationen gemeinsam und solidarisch handeln.

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