Zukunft gemeinsam gestalten
Wohlstand ohne Wachstum? – Wirtschaftliche Perspektiven für ein Deutschland im Wandel
Eine bemerkenswerte Erkenntnis der Generationenbefragung ist, dass die Steigerung des Wirtschaftswachstums am Ende der Prioritätenskala beider Leitgenerationen steht. Aber können wir uns unsere Zukunft ohne Wachstum überhaupt leisten? Eine mögliche Antwort gibt der Prognos Economic Outlook 2022, das Basisszenario zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands und der Welt, welches sich aus den makroökonomischen Modellen und Analysen von Prognos ergibt.
Die fetten Jahre sind vorbei
In unserem Basisszenario wächst das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland zwischen den Jahren 2022 und 2040 um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr. Je Einwohner:in und in absoluten Größen entspricht dies einem Zuwachs in Höhe von rund 12.800 Euro. Damit gibt es zwar weiterhin Wachstums- und Wohlstandsgewinne zu verteilen, die Größenordnung nimmt aber gegenüber früheren Dekaden deutlich ab. So ist das BIP in den zehn Jahren zwischen der Finanz- und der Corona-Krise (2010-2019) um rund 2 Prozent p. a. gewachsen. Vor allem die (ausgebremste) Globalisierung und der demografische Wandel dämpfen das Wachstumspotenzial.
Demografie dämpft die Wachstumsperspektiven
In welchen Bereichen welche Menschen wie viel arbeiten ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung für das künftige Wachstum. Aufgrund des demografischen Wandels sinkt allerdings das Arbeitsvolumen, was die Wachstumsdynamik insgesamt dämpft. Im Basisszenario ist dabei unterstellt, dass die Politik auf den demografisch bedingten Rückgang des Arbeitsvolumens reagiert. Die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt verändern sich dahingehend, dass vor allem Frauen, ältere Personen und aktuell Teilzeitbeschäftigte ihr Arbeitsangebot ausweiten wollen und können. So werden in der arbeitsmarktnahen Gruppe der 15- bis 64-Jährigen noch mehr Menschen erwerbstätig (Anstieg der Erwerbstätigenquote) und sie arbeiten im Durchschnitt mehr Stunden. Die Erwerbsquoten steigen über alle Altersgruppen und Geschlechter hinweg bis zum Jahr 2040 an. Unter dem Strich gelingt es mit diesen Maßnahmen, den Einfluss der Demografie auf das wirtschaftliche Wachstum Deutschlands zu kompensieren. Der Rückgang des Arbeitsvolumens wird von ‑13 Prozent auf knapp +1 Prozent reduziert.
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Wachstum: eine Frage der Einstellung?
Das gegenüber dem Basisszenario verringerte Arbeitsvolumen bedeutet in der Konsequenz, dass weniger Güter und Dienstleistungen bereitgestellt und verkauft werden können. Die geringere Wachstumsdynamik bedingt in der Folge eine langsamere Erneuerung des Kapitalstocks und einen geringeren technischen Fortschritt. Diese und weitere Rückkopplungseffekte führen dazu, dass die Abweichung des Bruttoinlandprodukts gegenüber dem Basisszenario letztlich sogar größer ausfällt als die Reduktion des Arbeitsvolumens. In Zahlen bedeutet dies, dass das BIP je Einwohner:in 2040 um 6.200 Euro geringer ausfällt.
Ob dies tatsächlich den Präferenzen der Menschen entspricht, ist kaum zu beantworten. Immerhin strebt die Generation Z (68 %) mehr als die Babyboomer (52 %) nach einem hohen Lebensstandard und beide Generationen legen besonderen Wert auf ein angemessenes Einkommen (jeweils über 90 % finden dies wichtig oder sehr wichtig). Einerseits ist dies kein zwingender Widerspruch, da Angemessenheit subjektiv unterschiedlich ist, andererseits ist objektiv festzuhalten, dass die Wachstumsdynamik mit darüber entscheidet, wie viel finanzieller Spielraum für Klimaschutz, Bildung, Verteidigung und Sozialpolitik in den kommenden Jahren vorhanden ist.
Die R+V Generationenbefragung zeigt jedenfalls, dass das Thema Steigerung des Wirtschaftswachstums weder für die Generation Z noch für die Babyboomer eine besondere Rolle spielt. Lediglich 13 bzw. 16 Prozent der Befragten finden dies besonders wichtig. Ein Befund, an dem auch eine Betrachtung nach anderen Merkmalen, wie dem Geschlecht, dem Bildungsstand oder dem Wohnumfeld (Stadt vs. Land) nichts ändert.
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