Generationenstudie

Zukunft gemeinsam gestalten

Einleitung

Klimaschutz und Klimaanpassung, die Energiewende und die notwendige Transformation der Wirtschaft, die Frage der Gerechtigkeit angesichts der massiven Verschiebungen der Altersstruktur, die prekäre Zukunft der internationalen und weltwirtschaftlichen Zusammenarbeit – in allen Feldern sind neue Ansätze und Lösungen gefragt. Wir sind diesen Herausforderungen in der R+V Generationenstudie 2022 tiefer auf den Grund gegangen und haben dafür einzelne, wesentliche Lebensbereiche betrachtet: Wirtschaft, Klimaschutz, Altersvorsorge, Gesundheit, Bildung.

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Leitfragen

Im Rahmen der Generationenstudie 2022 haben wir die Generation Z und die Babyboomer zu ihren Werten und Zukunftsperspektiven befragt. Die Ergebnisse werden in der Studie mit quantitativen Modellrechnungen flankiert, um handfeste Antworten auf die Frage geben zu können, wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den kommenden Jahrzehnten aussehen.

Die Zukunft in den einzelnen Lebensbereichen hängt entscheidend davon ab, wie sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Deutschlands entwickeln. Diese wiederum werden geprägt durch die Megatrends Demografie, Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel. Die Anzahl und Altersstruktur der Bevölkerung bestimmen über Angebot und Nachfrage von Gütern, Dienstleistungen und Infrastrukturen. Die weltwirtschaftliche Verflechtung entscheidet u. a. über Produktions- und Absatzchancen, Lieferketten sowie Zugänge zu Ressourcen und Rohstoffen. Der technologische Fortschritt eröffnet neue Lösungsmöglichkeiten einerseits, erfordert andererseits aber einen souveränen Umgang mit Daten und Informationen. Die Adaption an die globale Erwärmung sowie der Weg in die Klimaneutralität verlangen vielfältige gesellschaftliche und wirtschaftliche Anstrengungen. Die Herausforderungen in den ausgewählten Lebensfeldern lassen sich im Kern auf folgende Leitfragen fokussieren:

  • Können wir uns die Zukunft überhaupt leisten?
  • Sind wir bereit, den Klimawandel auszubremsen?
  • Ist der Generationenvertrag noch zukunftsfähig?
  • Was ist uns Gesundheit wert?
  • Wie schaffen wir es, Lernen zu lernen?

Die Zukunft zu (er-)kennen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Über datengestützte Prognostik und eine große Zahl an Methoden der qualitativen Zukunftsforschung ist es möglich, das Spektrum wahrscheinlicher, plausibler und wünschenswerter Zukünfte abzubilden. Der Begriff der Zukünfte (Zukunft in die Mehrzahl gesetzt) wurde geschaffen, um diese Vielfalt an Zukunftsbildern und Möglichkeiten zu bezeichnen. Ursprünglich rein fachsprachlich verwendet, findet er seit einigen Jahren zunehmend Eingang in die Umgangssprache. Und er ist deshalb symptomatisch: Die eine Zukunft, die dann einmal unsere zukünftige Gegenwart sein wird, können Expert:innen allen wissenschaftlichen und methodischen Fortschritten zum Trotz nicht vorhersagen. Denn: Prognosen ändern die Zukunft. Die Vorhersage einer zukünftigen Krise führt häufig zu ihrer Abwendung durch gezieltes Handeln in der Gegenwart. Außerdem führt der Fortschritt von Technik und Wissenschaft selbst wiederum zu einer Zunahme des Unvorhersehbaren. Aber Erkenntnisse über die Zukunft bieten Orientierung über das was kommt – und was die Menschen erwarten.

Megatrends – die großen Konturen der Veränderung

Langfristig werden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und weltweit von vier Megatrends bestimmt, die aufgrund ihrer langen Wirkungsdauer, globalen Ausprägung und vielschichtigen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche von herausgehobener Bedeutung sind. Sie sind keinesfalls neue Phänomene, entfalten aber stets neue Dynamiken, die sich etwa infolge der zunehmenden Alterung der Babyboomer, der fortschreitenden digitalen Vernetzung, der Polarisierung globaler Machtverhältnisse sowie der Verschärfung der politischen Klimaschutzziele ergeben.

Megatrend Demografie

Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wird erheblich geprägt von der Bevölkerungsentwicklung. Am Arbeitsmarkt, in den Sozialen Sicherungssystemen, für das Steuer-Transfer-System, den Energie- und Infrastrukturbedarf oder ganz grundsätzlich für das Angebot und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sind Anzahl und Altersstruktur der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung. Drei Bestimmungsfaktoren prägen die demografische Entwicklung: Geburtenrate, Lebenserwartung und Zuwanderung. Die einzelnen Faktoren sind in der Regel sehr gut prognostizierbar. So hängt die Zahl der Geburten wesentlich von der faktisch bekannten Anzahl potenzieller Mütter ab. Auch die Lebenserwartung folgt recht stabilen Trends, so dass die Zahl der älteren Menschen für die kommenden Jahrzehnte ebenfalls gut vorausberechenbar ist. Lediglich die Migration ist insbesondere mit Blick auf geopolitische Krisen und Klimaveränderungen mit zunehmender Unsicherheit behaftet. Das Basisszenario dieser Studie orientiert sich an den Annahmen des Statistischen Bundesamts.

Megatrend Globalisierung

Globalisierung bezeichnet im Kern das weltweite „Zusammenrücken“ von Personen, Unternehmen und Institutionen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich. Die internationale Kommunikation, kulturelle Verbindungen und ökonomische Verflechtungen haben in den letzten Jahrzehnten mit hoher Dynamik zugenommen. Auch weiterhin wird die weltwirtschaftliche Zusammenarbeit gute Chancen für Vielfalt, Wachstum und Wohlstand bieten. Die Corona-Pandemie aber auch zahlreiche Alleingänge und Blockaden seitens der USA und Chinas sowie weitere protektionistische Auseinandersetzungen haben die multinationale Zusammenarbeit zuletzt allerdings deutlich geschwächt. Wirtschaftlich ist die stockende Globalisierung eine Herausforderung für die langfristige Entwicklung Deutschlands, da die heimischen Unternehmen stark vom Exportgeschäft abhängen. Die Annahmen des Basisszenarios dieser Studie berücksichtigen keine Trendumkehr, wohl aber eine deutliche Verlangsamung der Globalisierungsdynamik.

Megatrend Digitalisierung

Der technologische Fortschritt ist für die langfristige volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Die Digitalisierung wirkt als Treiber von Innovationen und beschleunigt den technologischen Wandel. Die Grundlage von technischem Fortschritt und Innovationen bilden Anstrengungen in Forschung und Entwicklung. Hier befindet sich Deutschland im weltweiten Vergleich in der Spitzengruppe, droht allerdings im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Die Digitalisierung wirkt in alle Lebensbereiche und eröffnet dabei das Potenzial, bisher ungelöste Herausforderungen zu bewältigen, Produktivitätsgewinne zu erzielen und effizienter und effektiver zu arbeiten. Um Digitalisierung messbar zu machen, ist im Basisszenario dieser Studie eine Fortschreibung des Trends der letzten 10 Jahre berücksichtigt.

Megatrend Klimawandel

Der Klimawandel hinterlässt bereits heute immer deutlichere Spuren, Unwetterereignisse zerstören Infrastrukturen, Dürreperioden gefährden die Landwirtschaft, Wasser- und Rohstoffknappheit erfordern Verhaltensänderungen. Grundsätzlich ist das Ziel der Klimaneutralität erreichbar. Die zur Erreichung der Klimaschutzziele notwendige Transformation klimarelevanter Systeme und Prozesse erfordert allerdings umfangreiche öffentliche und private Investitionen. Damit sind aber auch Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft verbunden. Vermiedene Kosten des Klimawandels einerseits, sowie positive Effekte auf die langfristige wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands durch neue Produkte und Exportmöglichkeiten andererseits. Im Basisszenario dieser Studie erreicht Deutschland die Klimaneutralität bis 2045.

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