Generationenstudie

Zukunft gemeinsam gestalten

Zukunft gemeinsam gestalten? – Chancen, Risiken, Konflikte und Perspektiven

Das erstaunlichste und mutmachende Ergebnis dieser Untersuchung ist: Angesichts der gewaltigen Zukunftsaufgaben, die vor uns liegen, eint die Menschen in Deutschland mehr als gemeinhin angenommen. Dies ist eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Basis, um den Wandel gemeinsam zu gestalten. Klar ist aber auch: dieses Gestalten bedarf hoher Anpassungsbereitschaft und Anstrengungen, sowohl der sozialen und ökonomischen Systeme, aber natürlich auch jedes und jeder Einzelnen.

Die Schlüsselergebnisse auf einen Blick

  • Deutschland wünscht soziale Sicherheit – aber braucht mehr Mut zum Risiko
  • Deutschland wächst – aber langsamer als bisher
  • Deutschland will klimaneutral werden – aber es ist noch viel zu tun
  • Deutschland altert – aber ist darauf nicht vorbereitet
  • Deutschland lebt länger gesund – aber sorgt sich um die Versorgung
  • Deutschland bildet sich (weiter) – aber hat noch viel zu lernen

Unsere Generationenstudie zeigt, dass sich die Einstellungen der Generationen häufig gar nicht so deutlich unterscheiden. So beispielsweise, wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels oder die Topthemen Altersvorsorge und Sicherung der Gesundheitsversorgung geht. Jedoch gibt es eine bemerkenswerte Feststellung mit Konfliktpotenzial: Die Vorstellungen, die die ältere Generation von der Jüngeren hat und umgekehrt, unterscheiden sich relativ stark; sie decken sich mit den medial geprägten Bildern der Generationen. Dies kann zu Vorurteilen führen, die ein gemeinsames Handeln der Generationen blockieren.

Der Generationenkonflikt fällt aus

Einigkeit zwischen den Generationen ist somit zwar viel größer als gemeinhin kolportiert, sie ist aber im Bewusstsein der Menschen nicht präsent. Die Berichterstattung über den Generationenkonflikt, über die vermeintlich so unterschiedlichen Werte und Interessen der jungen und älteren Menschen schürt Differenzen und prägt Bilder, die unseren Ergebnissen zufolge nicht stimmig sind. Ja – Menschen unterscheiden sich. Aber nicht das Alter, die Zugehörigkeit zu einer Generation, macht den Unterschied aus. Vielmehr unterscheiden sich die Menschen auch innerhalb von Generationen. Geschlecht, Bildung, Wohnort, familiäre Hintergründe etc. sind häufig relevanter als Geburtsjahrgänge. Die mutmaßlichen Generationengräben zu überwinden, gehört damit auf die Prioritätenliste der Gesellschaft – und der Politik.

Die Gretchenfrage der Politik

Auf eine potenzielle Konfliktlinie verweist die „zentrale“ Generationenfrage aber dennoch: Soll sich die Politik stärker an den Interessen künftiger Generationen oder der älteren Generation, die bereits etwas für die Gesellschaft geleistet hat, ausrichten?

Während sich Jugendliche und junge Erwachsene – erwartungsgemäß – mehr Ausrichtung auf die künftigen Generationen wünschen (61 %), befürworten die Babyboomer eine stärkere Berücksichtigung der Interessen der älteren Generationen (31 %). Bei differenzierter Betrachtung der Generationenfrage nach Bildungshintergrund zeigt sich, dass sowohl bei den Jüngeren als auch bei den Älteren die Ausrichtung hin zu Interessen künftiger Generationen mit steigender Bildungsposition zunimmt. Die Tendenz, dass jede Generation stärker für ihre eigenen Interessen einsteht, bleibt jedoch bestehen. Bei der Feststellung, dass die Gräben zwischen Jung und Alt nicht allzu tief sind, sollte daher nicht untergehen, dass die Älteren nicht immer zu Zugeständnissen zugunsten der jungen Generation bereit sind.

Hinzu kommt, dass sich die Gruppen mit Blick auf ihren Anteil in der Gesellschaft gehörig unterscheiden: die Babyboomer stellen einen weitaus größeren Anteil, sind also zahlenmäßig deutlich überlegen. Auch sind sie qua ihres Alters häufiger in Entscheidungspositionen aufgerückt. Damit haben ihre Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft ein größeres Gewicht; die Gefahr besteht, dass Entscheidungen nicht ausgewogen austariert und jüngere Generationen strukturell benachteiligt werden. Dies könnte den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.

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Schulterschluss statt Generationenkonflikt

Um einen Interessenausgleich zwischen den Generationen herzustellen, sollte es daher Zielsetzung der Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein, den Lösungen der Generation Z ein größeres Gewicht zu verleihen und alle Entscheidungen mit Blick auf die Generationengerechtigkeit zu überprüfen. Entscheidungen dürfen danach erst getroffen werden, wenn absehbar ist, dass keine Generation benachteiligt wird. Beim Klimaschutz wurde bereits nachgebessert, weil den Interessen der älteren Generation mehr Bedeutung zugemessen wurde als der jungen Generation: Das Bundesverfassungsgericht stärkte den Klimaschutz, die Klimaschutzziele wurden verschärft, darunter das Ziel der Klimaneutralität um 5 Jahre auf 2045 vorgezogen. Auch in anderen Lebensbereichen gilt es, beim heutigen Handeln die Folgen für die junge Generation im Blick zu haben und zu überprüfen, welche Entscheidungen und Entwicklungen welcher Generation wie nutzen.

Politisches Interesse

Das politische Interesse der Jugend scheint jedenfalls nicht erst mit „Fridays for Future“ wieder erwacht. Nach einer Phase geringeren Interesses in den 2000er Jahren erreicht die Generation Z nun wieder Werte, wie sie in den Shell Jugendstudien zuletzt 1991 gemessen wurden. In der R+V Generationenbefragung geben 57 Prozent der jungen Generation Z und fast drei Viertel der Babyboomer an, politisch interessiert oder stark interessiert zu sein. 

Mit dem hohen Interesse an Politik geht auch das Thema Zufriedenheit mit der Demokratie einher. Generation Z und Babyboomer denken über die Praxis der Demokratie in Deutschland positiv: 60 Prozent der Generation Z und 66 Prozent der Babyboomer sind mit der Demokratie, wie sie in Deutschland besteht, eher oder sehr zufrieden. Auch hier ist die Tendenz im Abgleich mit den Shell Jugendstudien steigend. 

Enkelgerechte Politik

Politisches Interesse ist die Grundlage für politisches Handeln und eine wichtige Säule unserer Demokratie. Die Voraussetzungen, sich gesellschaftlich einzubringen und zu engagieren, scheinen generationenübergreifend gegeben. Unsere Generationenstudie verweist auf verschiedene Ansätze und Lösungen, wie wir künftig das wirtschaftliche und soziale Leben gestalten und die Politik „enkelgerecht“ machen können.

Zum Vorteil für alle.

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