Generationenstudie

Zukunft gemeinsam gestalten

Ist der Generationenkonflikt nur ein Klischee?

Wenn die Übereinstimmung der Werte zwischen den Generationen von Ausnahmen abgesehen so groß ist, woher rührt dann der Eindruck eines Generationenkonflikts, wie er nicht nur von den Fridays-for-Future-Aktivist:innen, sondern auch in vielen Gesellschaftsdebatten diagnostiziert wird? Die Studie gibt darauf differenziert Antwort. Tatsächlich empfinden zwei Drittel der befragten Personen aus der Generation Z das Verhältnis zwischen jungen und älteren Menschen in Deutschland als eher angespannt. Auch 56 Prozent der befragten Babyboomer empfinden so. Und während eine Mehrheit der befragten Babyboomer (47 %) davon ausgeht, dass das Generationenverhältnis gleichbleiben wird, geht die Mehrheit der Befragten aus Generation Z (41 %) sogar von eine weiteren Verschlechterung aus.

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Selbst- und Fremdbild der Generationen

Um die Frage zu klären, wie der Eindruck des Generationenkonflikts entsteht, haben wir das Selbst- und Fremdbild der beiden Generationen erhoben: Wie denken die Babyboomer über die Generation Z und wie denkt die Generation Z über die Babyboomer? Wo klaffen Selbst- und Fremdbild der Generationen auseinander? Beim Umweltbewusstsein der Generation Z stimmen Selbst- und Fremdbild noch überein. Über die Hälfte aller Befragten (53 % sowohl Generation Z als auch Babyboomer) sagen, dass jüngere Menschen umweltbewusst sind.

Die Befragung zeigt daneben eine deutlich zunehmende Vielfalt der Werte und Einstellungen jüngerer Menschen. Die Zustimmung verteilt sich mit entsprechend niedrigeren Werten breiter über die abgefragten Eigenschaften, während sich bei den Babyboomern deutliche Schwerpunkte herausstellen. So bejahen im Maximum 71 Prozent der befragten Babyboomer eine der vorgelegten Eigenschaften für sich (familienorientiert), bei den Befragten der Generation Z hingegen maximal 53 Prozent (umweltbewusst). Die Verteilung der Antworten auf die Eigenschaften ist in den Selbstbildern der Generation Z also wesentlich gleichmäßiger als in der Generation der Babyboomer. Der Median aller Antworten aus der Generation Z liegt bei 36 Prozent, bei den Babyboomern bei rund 18 Prozent.

Der auffälligste Unterschied in den Rangfolgen der Zuschreibungen ist, dass die betrachteten Generationen einander Egoismus unterstellen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Während etwas mehr als die Hälfte der befragen Babyboomer (51 %) bejaht, dass jüngere Menschen nur auf ihren eigenen Vorteil aus wären, sehen das nur etwas mehr als ein Drittel (36 %) der Befragten aus Generation Z so. Spiegelbildlich dazu findet ein Drittel (34 %) der Befragten aus Generation Z, dass ältere Menschen nur auf ihren Vorteil aus wären, während dies nur weniger als jede zehnte Person (9 %) der befragten Babyboomer selbst so sieht.

Familienorientiert, pflichtbewusst, fleißig und ehrgeizig – die Babyboomer

Die Generation der Babyboomer sieht sich selbst wesentlich pflichtbewusster, familienorientierter und fleißiger/ehrgeiziger, als sie durch die Generation Z gesehen wird. Ausgeprägte Unterschiede zeigen sich in der Frage des Pflichtbewusstseins. Von den befragten Babyboomern sehen sich über 70 Prozent als pflichtbewusst; nur weniger als die Hälfte (48 %) aus der Generation Z sieht dies auch so. Ähnlich ist die Situation bei der Familienorientierung (71 % Zustimmung Selbstbild Babyboomer vs. 53 % Fremdbild durch Generation Z). Auch was Fleiß und Ehrgeiz angeht liegen Selbst- und Fremdbild der Babyboomer-Generation weit auseinander.

Während mehr als die Hälfte der Befragten aus der Babyboomer-Generation zustimmt, dass ältere Menschen fleißig und ehrgeizig sind (53 %), sieht dies nur knapp über ein Drittel der Befragten aus der Generation Z (36 %) so.

Die Generation der Babyboomer sieht sich selbst wesentlich weniger auf ihren persönlichen Vorteil bedacht und weniger einflussreich, als sie von der Generation Z wahrgenommen wird. Während 17 Prozent der Befragten aus der Babyboomer-Generation bejahen, eine einflussreiche Bevölkerungsgruppe zu sein, nehmen dies 28 Prozent der Generation Z so wahr.

Die Generation Z – umweltbewusst, konsumorientiert und kreativ

Die Generation Z hält sich selbst für toleranter, sozial engagierter, kreativer und fleißiger/ehrgeiziger als sie von den Befragten der Babyboomer-Generation wahrgenommen wird. Die eigene Generation wird von nahezu die Hälfte der Befragten (47 %) aus der Generation Z als kreativ eingeschätzt, während dies nur ein Drittel der Befragten (35 %) aus der Generation der Babyboomer tun. Noch ausgeprägter sind die Unterschiede bei Toleranz und sozialem Engagement. Die eigene Generation bezeichnen 41 Prozent der Befragten aus der Generation Z als tolerant, während dies mit knapp 22 Prozent weniger als halb so viele aus der Generation der Babyboomer tun. Wie oben gezeigt, nehmen sich aber auch die Befragten der Babyboomer-Generation selbst als wesentlich toleranter wahr (26 %), als sie durch die Generation Z gesehen werden (12 %) – ein Unterschied in ähnlicher Größenordnung.

Dieser Effekt ist in der Umfrageforschung als „social desirability bias“ bekannt – Befragte neigen zu einer in Richtung der gesellschaftlichen Erwartungen verschobenen Selbstwahrnehmung. Daher sollte diesem Ergebnis keine zu hohe Bedeutung beigemessen werden. Ähnlich liegen die Verhältnisse beim sozialen Engagement (Selbstbild 43 %; Fremdbild 29 %). Während schließlich etwas mehr als ein Fünftel (22 %) der Generation Z die eigene Generation als fleißig und ehrgeizig bezeichnet, tut dies nur ein Achtel (12 %) der Babyboomer-Generation.

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